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Lebensmittelunverträglichkeiten – eine Modeerkrankung? (Ein Kommentar)

 

Immer mehr Menschen leiden an einer Lebensmittelunverträglichkeit. Spitzenreiter hierbei ist die Laktoseintoleranz, womit sich dieser Kommentar im Weiteren beschäftigt.

Immer mehr Menschen vertragen laut eigener Einschätzung immer seltener Milch und Milchprodukte wie Joghurt oder Käse. Doch warum ist das so?

Fakt ist: Die Anzahl an Menschen die selbst von sich behaupten, an einer Laktoseintoleranz zu leiden, ist in der gesamten Gesellschaft so weit angestiegen, dass z.B. Kaffee-Ketten wie „Starbucks“ oder „McCafe“ ganz selbstverständlich all ihre Produkte auf Wunsch auch mit Sojamilch anbieten.

Als Erstes ist zu klären: Was genau ist eine Intoleranz und worin unterscheidet sich diese von einer Allergie?

 

Bei einer Intoleranz fehlt es an Enzymen die in der Lage sind, im Verdauungstrakt bestimmte Nahrungsbestandteile in ihre Einzelteile aufzuspalten. Sind diese Enzyme in zu geringer Menge oder überhaupt nicht vorhanden, kommt es zu den bekannten Symptomen wie z.B. Übelkeit und Bauchschmerzen. Allerdings ist hierbei das Immunsystem anders als bei einer Allergie nicht beteiligt. Bei einer Allergie stuft der Körper einen bestimmten Stoff, z.B. Pollen als gefährlichen Fremdkörper ein und löst bei Erkennen eine Überabwehrreaktion aus. Je nach Schwere der Allergie kann diese Reaktion zum Tod des Betroffenen führen. Während die Zahl der Intoleranzen in den letzten Jahren gestiegen ist, blieb die Zahl der Allergien jedoch weitestgehend gleich.

 

Woher kommt also der starke Anstieg an Menschen mit einer Lebensmittelunverträglichkeit?

 

Dieser Punkt ist bis heute noch nicht vollkommen geklärt. Ein wichtiger Aspekt ist der Faktor „Stress“. Das ist ein Grund, warum Menschen gerade während ihrer Zeit als Studenten oder in besonders stressigen Berufen immer öfter verschiedene Lebensmittel nicht mehr vertragen. Durch einen hektischeren Alltag kann es zu einer zwischenzeitlichen Fehlfunktion des Verdauungstraktes kommen, der daraufhin z.B. das benötigte Enzym Laktat zur Milchzuckerspaltung nicht mehr in ausreichender Menge herstellen kann. Nach einer ausreichenden Ruhephase legt sich diese Fehlfunktion jedoch wieder und der Mensch könnte erneut ganz normal Milchprodukte zu sich nehmen. Jedoch kann nicht jede Milchunverträglichkeit auf Stress geschoben werden.

Viele Menschen leiden von Geburt an an einer Milchunverträglichkeit. Dies ist die Folge einer genetischen Fehlbildung, die es dem Organismus unmöglich macht, Laktat zu bilden. Ob es  in den letzten Jahren tatsächlich zu einem Anstieg dieses Gendefektes in der Gesellschaft kam, ist bis heute nicht eindeutig belegt. Leider konnten wir im Rahmen unseres Schulprojektes kein eigenes Experiment durchführen, so dass dieser Punkt offen bleiben muss.

Fakt ist, dass viele Ärzte heutzutage sehr schnell eine Diagnose fällen. Teilweise reicht es, dem Hausarzt mitzuteilen, dass man in der letzte Zeit immer häufiger Probleme nach dem Verzehr von Milch bekam. Um einen Patienten wirklich auf eine Laktoseintoleranz zu testen, ist mindestens ein Test mit 12h vorheriger Fastenzeit notwendig. Hierbei darf der Betroffene keine Nahrung, Medikamente oder Flüssigkeiten außer reinem Wasser zu sich nehmen. Sollte es zusätzlich zu einem „H2-Atemtest“ kommen, erhöht sich die Fastenzeit noch einmal. Nach diesen 12h wird dem Patienten eine Lösung mit je 2g Milchzucker pro Kilogramm Köpergewicht (jedoch max. 100g Milchzucker) verabreicht und anschließend in einem 30-minütigem Intervall für die nächsten zwei Stunden der Blutzuckerspiegel gemessen. Kommt es zu keinem Anstieg, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Laktoseintoleranz. Bei gesunden Menschen steigt der Blutzucker stetig um 20mg/dl pro 30 Minuten.

Befragt man nun Menschen,  mit der Diagnose „Latkoseintoleranz“, ob ein solcher Test mit ihnen durchgeführt wurde, verneinen diese oft. Doch ohne ausführliche Untersuchungen ist nicht sichergestellt, dass es sich tatsächlich um eine Milchunverträglichkeit handelt.

Dies hat nicht nur Auswirkungen auf ein unnötig eingeschränktes Leben, sondern auch ernsthafte Konsequenzen, wenn Medikamente zur kurzzeitigen Milchvertäglichkeit  eingenommen werden. Nicht nur die Nebenwirkungen stellen eine unnötige Gefahr, denn je nach Medikament kann es bei längerer und dauerhafter Einnahme zu Veränderungen der Verdauung kommen. Dadurch entstehen unter Umständen Krankheiten, wo vorher keine waren. Jedoch ist zu unterscheiden, ob es sich um die Einnahme reiner Enzyme wie Laktase handelt oder um Medikamente mit anderen Wirkstoffen.

Die Medien suggerieren den Eindruck, dass unser Essen immer gefährlicher und ungesünder wird und dadurch Krankheiten wie eine Laktoseintoleranz enstehen.Die Industrie suggeriert, dass es für jede dieser Krankheiten verschiedenste Wunderpillen und Ernährungspläne gibt, die bei Einhaltung und täglicher Einnahme ein sorgenfreies Leben ermöglicht. Wenn man diese Aussage kombiniert mit der Beeinflussbarkeit der menschlichen Psyche, z.B. durch Werbungen in den verschiedensten Medien, so wie den bereits erwähnten Stressfaktoren und der teilweise „lockeren Diagnostik“ der Ärzte, entsteht schnell eine sich wie ein Lauffeuer ausbreitende „neue Modekrankheit“.

 

Quellen:

http://www.heuschnupfen.org/allergie/unvertraeglichkeit-allergien.html

https://tu-dresden.de/service/inf_ex/ratgeber/gesundheit/14_03_28_nahrungsmittelunvertraeglichkeit

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