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Modeerkrankungen
ein Projekt für die Frankfurter Allgemeine Zeitung
Von Melancholie zur Depression
Schon in der Antike litten Menschen unter Depressionen. Durch Musik, Kunst, Literatur und Philosophie verbreitete sich diese Stimmung ab dem 15. Jahrhundert über die ganze Welt. Von der ursprünglichen Bezeichnung Melancholie, die neben einem Krankheitsbild auch eine Stimmung des Menschen beschreibt, wurde erst 1930 abgewichen.
Antike
In der antiken Medizin und Naturphilosophie versteht man Melancholie im Sinne der 4-Säftelehre als ein Überwiegen der schwarzen Galle. Diese gilt nicht nur als Krankheit, sondern auch als eine spezifische Konstitution des Menschen.
Mittelalter
Mit der Bezeichnung Acedia (dt. Trübsinn, Trägheit) zählt die Melancholie zu den Todsünden des christlichen Glaubens, da diese seelische Verzweiflung als Zweifel an der Lehre Gottes interpretiert wird.
1400 – 1621
Verbreitung der Melancholie durch Kunst, Musik, Literatur und Philosophie.
1621
Der Theologe Robert Burton beschreibt die Melancholie in seinem Werk „Anatomie der Melancholie“. Seiner Interpretation nach, leiden vor allem einsame Menschen an dieser Krankheit, wobei diese nicht Geschlechterspezifisch ist.
1700 – 1800
Die Ärzte erkennen Melancholie als Erkrankung des Nervensystems und definierten Behandlungsansätze, wie beispielsweise mechanische Methoden (Duschen, abwechselnde warme und kalte Reize), physische Mittel (Arsen, Quecksilber, Aderlass) oder auch psychologische Verfahren.
Anfang 20. Jahrhundert
Ernst Kretschmer bringt den Körperbau mit den psychischen Erkrankungen in Verbindung. Seines Erachtens handelt es sich bei der Melancholie um ein angeborenes Temperament.
1917
Die Psychoanalyse, begründet durch Sigmund Freud, befasst sich mit der Melancholie. Es wird zwischen Trauer und Melancholie unterschieden, da positive Trauerarbeit keine Auswirkungen auf die melancholische Stimmung der Patienten hat.
1930
Kontinuierliche Ersetzung des Begriffes Melancholie durch Depression (lat. für „Niederdrückung“, „Niedergeschlagenheit“).
ab 1945
Die Depressionsrate in der Gesellschaft steigt durch die Verstädterung, räumliche Mobilität und das Zerbrechen emotionaler Bindungen, die damit einhergeht. Des Weiteren fördern dies die Veränderungen der traditionellen Geschlechterrollen und
der Familienstruktur.
1976
Der Begriff „Depression“ taucht das erste Mal in einem medizinischen Lexikon auf. Allerdings keine klare Definition des Begriffs, da die Symptome der Depression nicht als Krankheit wahrgenommen werden, sondern als angeborenes Temperament im analogischen Bezug.
1990er
Starke politische Veränderungen führen in Deutschland zu einer erneuten Welle der Depression.
2000 – 2015
Der Konsum von Antidepressiva steigt von Jahr zur Jahr. Die verordneten Tagesdosen verdreifachen sich. Die Zahl der Erwerbstätigen, die aufgrund von Depressionen krankgeschrieben werden, lag 2013 bei 1,6%. 6% bekamen Antidepressiva verordnet. Besonders gefährdet sind Callcenter-Mitarbeiter, Altenpfleger, Kindererzieher und Verwaltungsangestellte. Aktuellen Studien zufolge leiden ca. 4 Mio. Deutsche an Depressionen.
Quellen:
http://www.die-depression.de/geschichte/
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=2852
http://www.eilkrankheit.de/Ehrenberg.html
http://www.frnd.de/zahlen-fakten/
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=2852
Antike
MA
1400
1621
18. Jh.
1900
1917
1930
1945
1976
1990
ab 2000