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Von der Neurasthenie zum Burnout

 

Burnout ist keine Erkrankung der Neuzeit. Bereits seit dem 19. Jahrhundert leiden Menschen unter ähnlichen Symptomen. Während das Krankheitsbild dasselbe blieb, änderte sich die medizinische Bezeichnung von Neurasthenie über Managerkrankheit zu Burnout.

 

 

 

1880

Der New Yorker Nervenarzt George M. Beard bringt den Begriff “Neurasthenie” mit der Veröffentlichung seines Buches „A Practical Treatise on Nervous Exhaustion (Neurasthenia) zu Deutsch: „Die Nervenschwäche (Neurasthenie)“. Ihre Symptome, Folgezustände und Behandlung“ in Umlauf.

Neurasthenie leitet sich ab vom griechischen „neuron“ für Nerv und „asteheneía“ für kraftlos oder schwach. Diese Erkrankung äußert sich durch mangelnde Belastbarkeit, gesteigerte Müdigkeit, körperliche Schwäche und Erschöpfung, sowie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Muskelverspannungen und die Unfähigkeit zu entspannen.

 

 

 

1893

Mehr als hundert deutschsprachige Publikationen zum Thema Neurasthenie und Nervenschwäche überschwemmen den deutschen Markt. Das Hauptgesprächsthema in der Gesellschaft sind die „Nerven“.

 

 

 

1900 – 1914

Die Neurasthenie schwappt nach Mitteleuropa über und wird eine der häufigsten Diagnosen überhaupt. Als Ursache gilt zu dieser Zeit das moderne Wirtschaftsleben, wobei Patientenakten darauf hindeuten, dass „sexuelle Frustrationen“ bei der ärztlichen Diagnose eine wichtige Rolle spielen. Dies ist auf das Wirken von Sigmund Freud und dessen sexuelle Fixierung zurück zu führen. Die Verbreitung dieser Erkrankung sorgt auch für Trubel in der Politik. Vielen Politikern wird Neurasthenie nachgesagt, was bei diesen zu unüberlegten Entscheidungen führt.

 

 

 

1914 - 1954

Die Krankheit Neurasthenie kommt in dieser Zeit durch die anhaltenden Kriegswirren des 1. und 2. Weltkrieges aus der Mode.

 

 

 

1954

Dr. med. Karl Kaiser von der Universitätsklink Bonn beschäftigt sich bei seinen Forschungen mit einer Krankheit der damaligen Männer in der Wirtschaft. Er diagnostiziert Überanstrengung, Erschöpfung, Schlafmangel und körperliche Schwäche, welche in schlimmen Fällen sogar zum Tod führen können.

 

 

 

1960er

Es erscheinen Bücher zum Thema Burnout bzw. Managerkrankheit.

 

 

 

1970er

Der Begriff Burnout taucht wiederholt in den Vereinigten Staaten in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Pflegeberufen auf.

 

 

 

1974 veröffentlicht der Psychologe Herbert Freudenberger verschiedene Werke zum Thema Managerkrankheit. Darin wird das Syndrom als Reaktion auf chronische Stressoren beschrieben.

 

 

 

1980er

Scott T. Meier zeigt in einer Studie über Angehörige von lehrenden Berufen, dass Burnout enger mit depressiven Tendenzen korreliert, als mit Arbeitsunzufriedenheit. Trotzdem können beide Bereiche nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da sie sich unter Umständen gegenseitig beeinflussen.

 

 

 

1990er

Der Begriff Burnout wird im Zusammenhang mit zahlreichen anderen Personengruppen in Verbindung gebracht. Dazu gehören unter anderem Politiker, (Leistungs-)Sportler, Forscher oder Langzeitpflegende kranker Angehöriger.

 

 

 

2007

Es gibt Studien von Ruth Stock-Homburg und Eva-Maria Bauer, der St. Galler-Burnout-Studie, der Hernstein-Studie für Österreich oder bei der Würzburger Burnout-Studie, die belegen, dass seit 2007 verstärkt Burnout-Gefahren und Burnout-Ursachen bei Managern und in Unternehmen  in den Blickpunkt gerückt werden.

 

 

 

Quellen:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/der-burnout-des-fin-de-siecle-hiess-neurasthenie-12902952.html

http://www.fr-online.de/psychologie/keine-modekrankheit-als-burn-out-noch-neurasthenie-hiess,9563660,26676192.html

„Abweichung und Normalität: Psychatrie in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Deutschen Einheit“; Christine Wolters, Christof Beyer, Brigitte Lohoff; Verlag [transcript] ScienceStudies

 

 

1880

1893

1900

1914

1880

1960er

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2007

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1990er

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